5.2.2 Arterielles Beinulkus

Grading & Level of Importance: B

ICD-11

BD52.Y

Ulkus (hypertonicum) Martorell: BD41.Y

Synonyme

Arterielles Ulkus; arterielles Beingeschwür; Claudicatio intermittens; Schaufenster Krankheit («window shoppers' disease»).

Epidemiologie

Prävalenz aller Beingeschwüre: 1-2% der Bevölkerung; 4-5% bei Personen >80 Jahre.

 

PAOD (peripheral arterial occlusive disease) machen 5-10% der Beingeschwüre aus; gemischte Ulcera (chronisch venöse Insuffizienz und PAOD): 20%. Ulcus hypertonicum Martorell: 5%

Definition

Chronisches Ulkus aufgrund einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (peripheral arterial occlusive disease (PAOD)).

Aetiologie & Pathogenese

Chronische Ischämie der Gliedmassen aufgrund einer Arteriosklerose kleiner, mittlerer und grosser Arterien. Kleine Traumen sind ein häufiger Auslösefaktor. Beim Ulkus Martorell besteht eine Kombination von PAOD mit hypertensiver Arteriopathie und Hautinfarkt bei Patienten mit essentiellem arteriellen Bluthochdruck.

Symptome

Starke lokale Schmerzen. Ulkus.

Lokalisation

Seitlicher Unterschenkelbereich, proximal oder mit Einbezug des lateralen Malleolus und der prätibial Region.

Klassifikation

Fontaine Stadium IV und Rutherfords Stadien III und IV ist als Ulzeration mit distaler Nekrose definiert.

Labor & Zusatzuntersuchungen

  • Ertasten des Pulses (Leiste, Kniekehle, retromalleolär); Haut-Farbe und -Temperatur
  • Breite apparative angiologische Abklärung. Systolischer Druck an Knöchel und Zehen; Ankle-Brachial Index (ABI) (Knöchel/Oberarm): unter 0.9; transkutaner Sauerstoffdruck (tcPO2); Duplex Sonographie; Angiographie

Dermatopathologie

Biopsie vom Wundrand im Falle einer Behandlungsresistenz zur Abgrenzung einer pseudokarzinomatösen Hyperplasie von einem spinozellulären Karzinom.

Verlauf

Chronisch, progressiv. Bei grenzwertiger Ischämie ohne Revaskularisierung: schlechte Prognose.

Komplikationen

Funktionsverlust, Erysipel (Ulkus als bakterielle Eintrittspforte); nekrotisierende Fasziitis; Amputation; erhöhte Mortalität.

Diagnose

Klinisches Bild, kalte Extremitäten, fehlende Fusspulse, starke Wundschmerzen, Claudicatio intermittens, Ruheschmerz, distale Nekrosen. Apparative Untersuchungsergebnisse.

Differentialdiagnosen

Andere vaskuläre (Durchblutungs-) Störungen; hämatologische Erkrankungen, Infektionen, physikalische Noxen (Trauma); iatrogen; Neoplasie.

Therapie & Prävention

  • Prävention: gesunde Lebensführung mit Bewegung, Vermeidung von Nikotin und Reduktion von metabolischen Provokationsfaktoren (Hyperlipidämie, Diabetes)
  • Topische Therapie: phasengerechte Behandlung chronischer Wunden: Debridement (chirurgisch oder enzymatisch); Granulations- und Epithelisierung fördernde, nicht okklusive feuchte Verbände.
  • Medikamentös: Förderung der arteriellen Durchblutung durch Infusionen (PGA1; Vasodilatatoren)
  • Invasiv: Angioplastische Stents; Bypass Operation.
  • Ulkus Martorell: chirurgische Entfernung der Nekrose und Defektdeckung mit Spalthaut.

Bemerkungen

5-10% der Ulzera an unteren Extremitäten sind neuropathisch: Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus), Alkoholismus (Bureau-Barriere Syndrom), Neurosyphilis, Lepra, Trauma bei Polyneuropathie.

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