10.1.4 Anthrax

ICD-11

1B97

Synonyme

Bacillus anthracis-Infektion.

Epidemiologie

Selten in westlichen Ländern; endemisch im Nahen Osten, in Zentralasien und in afrikanischen Ländern. Die jährliche weltweite Inzidenz wird auf bis zu 20.000 Fälle geschätzt. Von den drei Formen (kutaner, respiratorischer und gastrointestinaler Milzbrand) macht der kutane Milzbrand weltweit 95 % der Fälle beim Menschen aus.

Definition

Infektion mit dem gram-positiven Bacillus anthracis. Die klinischen Symptome hängen vom Infektionsweg ab: Einatmen, Verschlucken oder Hautkontakt.

Aetiologie & Pathogenese

Bacillus anthracis ist in Form von Sporen umweltstabil und kann weltweit den Boden kontaminieren, was zu Infektionen von Pflanzenfressern führt. Die Sporen können in der Umwelt jahrzehntelang ruhen und lebensfähig bleiben. Die Übertragung erfolgt durch Einatmen, Verschlucken oder Hautkontakt mit Bacillus anthracis-Sporen bei Hausschafen, Ziegen, Rindern, Wildhirschen und Antilopen, durch Schlachten und Arbeiten mit rohem oder ungekochtem Fleisch oder durch das Essen. Die Inkubationszeit liegt zwischen 1 und 19 Tagen. Die Sporen von B. anthracis gelangen durch die verletzte Haut in das subkutane Gewebe. Das gebildete Toxin führt zu den charakteristischen Ödemen und Geschwüren .

Symptome

In der Regel einzelne Läsionen, manchmal zwei oder mehr.
 
Leichter kutaner Milzbrand (Läsion< 4 cm Durchmesser): zentral genabeltes Bläschen, mit hämorrhagischer Inhalt ,umgeben von einem schmalen Erythem keinesystemischen Symptome. 
 
Schwerer kutaner Milzbrand: große ausgedehnte Läsion mit bullöser hämorrhagischer Reaktion, , Ödem, zentrale (schwarze) Nekrose. 
 
Toxämischer Schock: systemische Symptome (Fieber, Tachykardie und Tachypnoe).

Lokalisation

Exponierte Körperstellen, meist im Gesicht, am Hals, an den Händen und am Handgelenk.

Klassifikation

  • Kutaner Milzbrand; der klinische Verlauf variiert von leicht bis schwer.

  • Pulmonaler Milzbrand.

Labor & Zusatzuntersuchungen

Die Bestätigung erfolgt durch den Nachweis von Bacillus anthracis in einer Abstrichprobe oder durch den Nachweis von Antikörpern oder Toxinen und Kultivierung auf Schafsblutagar. Peripheres Blutbild, Blutbiochemie und Röntgenaufnahme der Brust.

Dermatopathologie

Blutungen, Nekrosen und submuköse Thrombosen. Anfärbung der Kapsel von B. anthracis.

Verlauf

Blutung, Nekrose und submuköse Thrombose.

Komplikationen

Ausgedehnte Ödeme, Sepsis, toxischer Schock und andere Organbeteiligungen. Abheilung mit Narbenbildung in schweren Fällen. Superinfektion.

Diagnose

Ausführliche Anamnese, einschließlich der beruflichen Tätigkeit des Patienten, Kontakt mit einem erkrankten Tier oder tierischen Erzeugnissen. Nachweis oder Isolierung von gram-positiven B. anthracis aus einer Läsion. Klinisches Erscheinungsbild (Pustula maligna).

Differentialdiagnosen

Abszess (Stapylokokken), Katzenkratzkrankheit, Tularemie, Spinnenbiss und Ecthyma gangrenosum.

Therapie & Prävention

Vermeidung des Kontakts mit infizierten Tieren oder kontaminierten tierischen Produkten. 
 
Intramuskuläres Procain-Penicillin, orales Amoxicillin oder Penicillin V bei leichten, unkomplizierten Fällen von kutanem Milzbrand.
 
In schweren Fällen: intravenöses Penicillin G. Doxycyclin oder Ciprofloxacin sind Alternativen. 
 
Impfung.

Kommentar

Bacillus anthracis wurde auch als biologische Waffe eingesetzt.

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