2.2.4 Folliculitis

Grading & Level of Importance: A

ICD-11

1B74

Synonyme

Follikel Entzüdung, bakteriell oder mykotisch; Infundibulofollikulitis.

Epidemiologie

Sehr häufige Dermatose.

Definition

Intrafollikuläre (mikrobielle) Pyodermie (eitrige Entzündung) der Haarfollikel.

Aetiologie & Pathogenese

Meist Staphylococcus aureus (Koagulase positiv), auch gramnegative Keime oder Malassezia spp (Pityrosporum) oder andere Pilze. Prädispositionsfaktoren: Mechanische Hautreizung (enge Kleidung, Exkoriationen, Schwitzen, Okklusion durch Externa oder Verbände), Rasieren der Haare, Immunsuppression (HIV, Diabetes mellitus, Steroid-Therapie), mangelnde Hygiene.

Symptome

Papeln und Pusteln des acro- und infrainfundibulären Haarfollikel Kanals und des umgebenden Gewebes (Perifollikulitis).

 

  1. Ostiofollikulitis (Bockhart): Pyodermie der Haarfollikelostien. Disposition: Feuchte Dunstverbände, intertriginöse Räume
  2. Folliculitis barbae: Chronifizierte Ostiofollikulitis im Bartbereich, Erregerausbreitung durch Rasieren.
  3. Pseudofolliculitis barbae: Pili recurvati bzw. incarnati mit nachfolgender entzündlicher Fremdkörperreaktion
  4. Folliculitis decalvans: selten, chronische Follikulitis mit narbiger Alopezie (Pseudopeladezustand), Büschelhaare. Therapie: Antibiotika nach Antibiogramm, antibiotische Mitbehandlung der Nase, bei starker Entzündung auch syst. Glukokortikosteroide
  5. Perifolliculitis capitis abscedens et suffodiens: Möglicherweise Maximalvariante der Follikulitis decalvans capillitii

Lokalisation

Haut unter Okklusion (Kleidung, Verband), besonders Rücken, intertriginöse Räume, Gesäss, suprapubische Region, Bauchfalten, behaarte Kopfhaut, Nacken.

Klassifikation

Nach unterschiedlichen Manifestationsformen (siehe Symptome).

Labor & Zusatzuntersuchungen

Mikrobiologie (bakterieller oder mykologischer Direktnachweis, bzw. Kultur vom Abstrich oder Schuppenmaterial). Blutzucker; Immunstatus.

Dermatopathologie

  • Oberflächliche Follikulitis: Neutrophile im Acroinfundibulum mit Kolonisierung von Gram positiven oder Gram negativen Kokken oder Hyphen
  • Tiefer reichende Follikulitis: Zunahme der Veränderungen und des entzündlichen Infiltrates in den Follikelstrukturen und peifollikulär
  • Spätstadium einer tiefen Follikulitis: granulomatöse Reaktion; Narbenbildung

Verlauf

Akut oder chronisch, abhängig vom mikrobiellen Erreger und vom Immunstatus.

Komplikationen

Bei Tiefenausdehnung: Abszess, Furunkel, Karbunkel; narbige Abheilung.

Diagnose

Klinisches Bild; mikrobielle Kultur (Bakterien, Pilze); am Capillitium eventuell auch histologisch zum Ausschluss nicht-mikrobieller pustulöser Dermatosen.

Differentialdiagnosen

Andere pustulöse Dermatosen: eosinophile Folliculitis (HIV); pustulöse Psoriasis; perforierende Folliculitis; acrosyringeal pustular eruption; pustulöse Arzneireaktion; Pseudofolliculitis barbae; Pili recurvati et incarnati mit sekundärer Fremdkörperreaktion.

Therapie & Prävention

Je nach Schweregrad und Lokalisation.

 

Allgemeine Massnahmen: Kleidung wechseln und waschen; Vermeidung feuchter Wärme; keine «Überwaschung»; pH-neutrale oder saure Seifen.

 

  • Erste Wahl stets topisch-antiseptisch; topische Antibiotika sollten vermieden werden (Gefahr der Resistenzentwicklung)
  • Systemisch Antibiotika: bei nasalem Erregerreservoir oder tiefer Follikulitis, Perifollikulitis, Furunkel, Karbunkel
  • Antimykotika topisch oder systemisch (Azole): bei entsprechendem kuturellem Erregernachweis
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