7.1.1 Analfissur

Grading & Level of Importance: B

ICD-11

DB50

Synonyme

Anus Fissur.

Epidemiologie

Inzidenz: (mindestens) 110 auf 100’000 Personen/Jahr. In Europa häufigste Ursache akuter analer Schmerzen; besonders junge Erwachsene.

Definition

Schmerzhafter, radiär verlaufender spaltförmiger Gewebsdefekt (Fissur) im distalen Analkanal mit schlechter Heilungstendenz.

Aetiologie & Pathogenese

Unklar. Auslösende Faktoren: Verletzung, z.B. bei verhärtetem Stuhlgang.

Prädisponierende Faktoren: chronische Obstipation bei Hypothyreose, Analtumoren, Hämorrhoiden, faserarmer Kost, juckenden Dermatosen der Glutealspalte; Morbus Crohn; HIV-Infektion.

Symptome

  • Akut: Subjektiv stechender Schmerz während und Stunden nach der Defäkation. Blutspuren am Toilettenpapier, jedoch ohne starke Blutungen. Spindelförmige, unterschiedlich lange Ulzeration
  • Im chronischen Stadium kallöses Ulkus mit unterminiertem Wundrand, am kranialen Ende mit hypertropher Analpapille, am kaudalen Ende mit Mariske (sog. Wachtposten, Vorpostenfalte). Erhöhter Sphinktertonus

Lokalisation

In Steinschnittlage 90 % bei 6 oder 12 Uhr im distalen Analkanal; bei untypischer Lokalisation ist an Morbus Crohn oder Tumoren zu denken.

Klassifikation

Akut oder chronisch (nach 6-8 Wochen).

Labor & Zusatzuntersuchungen

Keine speziellen. Endoskopische Prokto- und Rektoskopie bei Tumorverdacht.

 

Bei multiplen und chronischen Fissuren: Untersuchung auf HIV, Morbus Crohn, mikrobiologischer Abstrich, Calprotectin-Bestimmung im Stuhl, Biopsie bei Tumorverdacht.

Dermatopathologie

Nicht erforderlich, ausser bei Tumor-Verdacht.

Verlauf

Spontanremission in den meisten Fällen. Chronisch bei Bestand >6-8 Wochen.

Komplikationen

Irritatives Perianalekzem mit sekundärer Sensibilisierung. Intersphinktere Analfistel. Abszess.

 

Selten: Analthrombose, Ulzeration, Stuhlinkontinenz.

Diagnose

Charakteristische Anamnese, Inspektion.

Differentialdiagnosen

Perianal Fisteln oder Abszess (Schmerzen und palpable Fluktuation; eitriges Sekret), Luetischer Primäraffekt, Herpes simplex, Colitis ulcerosa/M. Crohn. Hämorrhoidalthrombose, Analkarzinom.

Therapie & Prävention

  • Konservativ: Milde Laxantien, faserreiche Kost, Pharmakologische Reduktion des Sphinkterhypertonus ("chemische Sphinkterotomie"): Nitroglycerin Salbe (0.4%) oder Suppositorien, Nifedipin Salbe, Injektion von Botulinumtoxin A in den M. sphincter ani externus oder internus (Wirkungsdauer begrenzt auf einige Monate)
  • Chirurgische Massnahmen bei therapieresistenter Bestandsdauer > 2 Monate: Sphinkterdehnung in Kurznarkose, Laterale Sphinkterotomie, Exzision
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